Curaçao 2009

Curaçao gehört nicht nur in jede gut sortierte Bar, sondern auch zu den Niederländischen Antillen.
Das Wasser dort ist genauso türkisblau wie das gleichnamige, alkoholhaltige Getränk. Aber der Reihe nach:
Vor einiger Zeit haben Sabine und ich ein Buch mit dem Namen „Places you must have seen, before you die“ geschenkt bekommen. Der Elbsee wird sonderbarerweise nicht erwähnt, aber als besonders empfehlenswert wird dort  Bonaire, eine der drei anderen A-B-CInseln (Aruba-Bonaire-Curaçao) beschrieben.
Im Internet www.curacao.de wird Curaçao jedoch als die größte der drei Inseln genannt, und da wir nicht nur Tauchen wollten, stand schnell fest, es soll nach Curaçao gehen. 
Mit KLM fliegt man in ca. 12 Stunden von Düsseldorf über Amsterdam zum Hato International Airport, der ca. 20 km von der Hauptstadt Willemstad entfernt ist.

Curaçao hat eine Länge von ca. 60 km und ist 5 bzw. 22 km breit. Das ergibt eine Grundfläche von ca. 444 m2 (nicht nachrechnen). Für die ca. 220.000 Einwohner, die aus 50 Nationen „zusammengewürfelt“ wurden, bietet sie jedoch noch viel Freiraum.
Das moderate Klima mit Lufttemperaturen von bis zu 30 °C und einem beständig leichten Wind aus Richtung der karibischen See ist recht angenehm.
Eine ausgesprochene Regenzeit gibt es nicht. Der März soll, nach intensiven Recherchen meinerseits, der regenärmste Monat sein. – Was ich nicht bestätigen kann. Glücklicherweise waren die meisten der wolkenbruchartigen Regenfälle nachts zu beobachten.

Lange bevor Hans Hass 1939 Curaçao als Tauchparadies entdeckt hat, war die Insel für seinen Sklavenhandel bekannt.
Trotz der Berichte und Filme des berühmten Tauchers ist die Insel (noch) nicht so tauchtouristisch vermarktet. Rudeltauchen ist hier nicht angesagt – man ist eher unter sich. Viele, auch mehrstöckige, Rohbauten lassen jedoch vermuten, dass es in naher Zukunft vorbei ist mit der Idylle. Auch die relativ günstigen Tauchgänge werden das Interesse wecken.
Wer also einsame Strände liebt und entspannt zu zweit oder in einer kleinen Gruppe Tauchen möchte, sollte recht bald Curaçao besuchen. Getaucht wird in der Regel direkt vom Strand. Ein paar Flaschen ins Mietauto – was man auf Curaçao unbedingt braucht – und los geht es an die zahlreichen Strände, die wirklich so aussehen, wie man sie auf kitschigen Fototapeten in den 70er Jahren sehen konnte... ... einfach nur toll.

Man unterscheidet zwischen bewirtschafteten und unbewirtschafteten  Stränden. Wir haben es vorgezogen, an den bewirtschafteten Stränden zu tauchen.
Für umgerechnet 5 bis 8 EUR hat man dann eine Dusche, Toilette und das Gerödel kann meist in Tauchbecken gespült werden. Das war für uns sehr wichtig, da unsere Tauchbasis nichts dergleichen bot - davon aber etwas später.
Zwischen den Tauchgängen kann, für den Tümmler nicht unwichtig, etwas gegessen und getrunken werden.
Da sind wir auch gleich bei einem Manko. Curaçao ist kulinarisch sehr stark an Holland angelehnt. Frikandeln, Fritjes und Burger, wenn auch meist von gut gelaunten einheimischen Köchen zubereitet, ist nun mal Geschmackssache. Die kreolische Küche war leider kaum zu finden.
Aber wieder zurück zum Tauchen. Eine Karte mit allen Tauchplätzen ist mehr als notwendig. Die gibt es an jeder Tauchbasis oder bei der Touristik-Info in Willemstad.
Auch wenn man kein Meister im Kartenlesen ist, zu Hause sagt uns ja Tomtom, wo es lang geht, ist das Fahren sehr einfach und die Ziele sind leicht zu finden. Aber Vorsicht, insbesondere die Straßen zu den Stränden sind derart schlecht, dass ein Achsbruch, Reifen- oder sonstige Unterbodenschäden wahrscheinlich sind. Das wissen auch die meisten Autovermietungen und schließen diese Dinge häufig aus. Zudem haben die meisten Autovermietungen trotz Vollkaskoversicherung eine relativ hohe Selbstbeteiligung von ca. 500 EUR. Es lohnt, im Internet nachzuschauen, ob es nicht Anbieter gibt, die die Selbstbeteiligung ersetzen. Der Mietpreis ist dann über 16 Tage gerechnet ca. 40 EUR teurer.

Sicher am Strand angekommen, alles ausladen und aufrödeln. Meist gibt es Picknick-Tische, die zweckentfremdet hilfreich sind. Man sollte nichts im Wagen lassen. Autos werden gerne aufgebrochen, wenn Gegenstände (Taschen, Rucksäcke, usw.) sichtbar sind, auch wenn nichts drin ist. Insbesondere an unbewirtschafteten Stränden wissen Diebe, dass sie für die nächsten 40 bis 60 Minuten ungestört bleiben.
Vom feinen, weißen Sandstrand geht es seicht ins türkisblaue Nass, was mit 28 °C Temperatur eigentlich nur einen Shorty erfordert. Der Amerikaner taucht hier auch gerne im T-Shirt und Boxershorts. Dennoch fanden wir einen 3 mm Tropie für empfehlenswert. Im Wasser heißt es erst einmal zur Riffkante schnorcheln – zwischen 20 m und 50 m nicht wirklich ein Problem (dank Training).
An der Riffkante geht es dann steil nach unten. Bei einer genialen Sicht findet man buntes Leben: Korallen, Schildkröten, Weichkorallen und allerlei Kleingetier.
Größere Meeresbewohner wie Haie, Seekühe usw. bekommt man nicht zu Gesicht. Delfine soll es laut Beschreibung jedoch sehr viele in der Gegend geben. Aber ich glaube, wir waren die einzigen Tümmler im Wasser.

Wer garantiert mit diesen lustigen Meeressäugern tauchen möchte, kann für viel Geld bei der Dolphins-Academy einen Tauchgang buchen. Angeblich sollen die Tiere relativ frei leben – darf aber bezweifelt werden. Streicheln und anfassen gehört dort ebenso zum Programm wie das Vorführen kleinerer Kunststückchen.
Besonders spektakulär ist der Mushroom-Forrest. Eine Gegend, die man nur per Boot erreichen kann. Bizarre Formationen von Hartkorallen erinnern an riesige Pilze, durch die sich ab und an eine monströse Muräne schlängelt.

Anderenorts ist an einigen Stellen auch Wracktauchen möglich. Mangels Erfahrung und fehlender Begleitung haben wir uns den gesunkenen Frachter nicht anschauen können. Immerhin liegt er auf 30 – 40 m. Die Navigation ist denkbar einfach. Riffkante mal nach links, mal nach rechts. Die Weichkorallen zeigen einem zuverlässig die gegenwärtige Strömung, die auch einmal wechseln kann. Alles in allem aber sehr seicht.

Für natürliche Orientierung gibt es genug Anhaltspunkte:
Untergebracht waren wir im Sun-Reef-Village. Eine kleine Bungalow- Anlage, die von Lisbeth und Wim, zwei sehr netten Holländern, geführt wird. Wir hatten zunächst Glück. Der größte Bungalow „Gapi“ sollte für die nächsten 16 Tage unser Heim sein. Leider waren wir nicht die einzigen Bewohner. Kakerlaken von der Größe gesunder Dackelwelpen wollten unbedingt hinein. Unwissend wie ich war, habe ich, mal mit meiner Sandale, mal mit einem Badelatschen bewaffnet, jagt auf die schnellen Krabbler gemacht. Lisbeth und Wim war das sehr unangenehm.
Sie haben das Häuschen blitzblank geputzt, ein Fliegengitter vor das Fenster gespannt und effektive Gelpads aufgestellt. Zusätzlich gab es noch eine Flasche Rotwein – die war für uns! Wim hat uns angeboten, in einen anderen Bungalow zu ziehen. Was wir auch getan haben. Leider! Der neue Bungalow war kleiner, und man muss sagen, recht unsauber.

Also wieder zurück ins Haus Gapi. Wir waren ja sicher, „der Feind“ ist besiegt. So konnten wir auch tatsächlich abends nur ein oder zwei dieser schnellen Insekten begegnen – meistens auf der Terrasse – gehört einfach dazu! Hier haben wir dann sehr entspannt und ruhig wohnen können.
Curacao Divers, die Tauchbasis von Harald, war 3 m von unserem Bungalow entfernt. Diese Basis war eigentlich ein Schuppen, in dem immer genug Flaschen und Blei zur Verfügung standen. Harald kam jeden Morgen und brachte mit seinem Pick-Up frisch gefüllte Flaschen und lud leere wieder auf. Somit war auch kein lauter Kompressor vorhanden.

Harald bietet jedoch auch Schnuppertauchen und diverse Padi- Ausbildungen an. Er hat zu seinen Gästen absolutes Vertrauen. So wusste jeder, wo der Schlüssel versteckt war, so dass man nach Lust und Laune tauchen konnte. In dieser Tauchbasis kann man nur vereinzelt Jackets und Anzüge ausleihen. Hier ist eigenes Equipment absolut erforderlich. Wichtig: Auf Curaçao haben die Ventile INT-Anschlüsse.
Auf der gesamten Insel gibt es keine Adapter – also unbedingt mitbringen. Wo wir schon bei Adaptern sind. Auf Curacao kommen 110 V aus der Steckdose. Es ist unbedingt ein Reiseadapter mitzubringen – sonst passt der Stecker nicht (Danke Katrin, für die Leihgabe.). Abschließend noch ein Wort zur Hauptstadt Willemstad, die zum Weltkulturerbe der Unesco zählt. Heute hat Willemstad 125.000 Einwohner und ist damit die größte Stadt der Niederländischen Antillen. Die Stadt liegt am Südwestufer der Insel. Curaçao besitzt einen natürlichen Hafen, Schottegat genannt, der durch die Sint Annabaai vom Meer abgeschirmt wird. Die beiden gegenüberliegenden Stadtteile Otrabanda und Punda werden seit 1886 durch die Königin-Emma-Brücke verbunden. Es heißt, dass das Begehen dieser Brücke mit Schuhen kostenpflichtig und ohne Schuhe gratis war. Viele bunte Häuser und kleinere Gässchen laden zum Bummeln ein...

...und Shops, wie wir sie aus Holland kennen.

Enno